Merkmale
- Semesterwochenstunden
- 3.5
- ECTS
- 5.0
- LVA Nummer
-
251.872
- Format der Abhaltung
- Präsenz
- Lernergebnisse
- Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage eine Forschungsfrage zu entwickeln und in einem selbstständig verfassten wissenschaftlichen Text zu diskutieren. Die Studierenden bekommen im Seminar einen methodischen Einblick darin, wie man den bestehenden Kanon der Architektur in Frage stellen kann und aus dieser Kritik gewinnbringende Ansätze für die Entwicklung alternativer Architekturgeschichten ableiten kann. Außerdem werden grundlegende Kenntnisse in den Gender Studies über die Lektüre von Texten vermittelt.
Die Ziele der Lehrveranstaltung sind das Verfassen und Präsentieren einer theoretischen Arbeit: Nach einer Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten und der Vorstellung grundlegender methodischer Arbeitsweisen werden Sie in der Lage sein, einen wissenschaftlichen Text abzufassen und Ihre Forschungsergebnisse für die schriftliche und mündliche Präsentation aufzubereiten. Sie erhalten Hilfestellung bei der methodischen und inhaltlichen Strukturierung des zu behandelnden Themas und Anleitung im Umgang mit Bibliotheken, Datenbanken und Archiven.
Inhalt der Lehrveranstaltung
SEX UND RAUM. QUEERFEMINISTISCHE ZUGÄNGE – FOKUS KUNSTGESCHICHTE
Das Seminar befasst sich auf unterschiedlichen Maßstabsebenen damit, wie Sexualität architektonisch verhandelt wird. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass die Auseinandersetzung mit Orten, die mit Sexualität oder Intimität assoziiert werden, auch eine kritische Perspektive auf die Ränder der Architekturgeschichte und die Konstruktion von Gendernormen eröffnet. Kontexte wie Sexarbeit, das versteckte Ausleben von Sexualität im öffentlichen Raum oder Sexualität in Wohnräumen zählen in der Regel nicht zu den etablierten Bestandteilen von Entwurfsaufgaben. Dennoch erzählen sie maßgeblich davon, wie Architektur und Stadtraum im Alltag angeeignet werden: wie sich Sexualität grundsätzlich auf die Definition von Raum und die Verteilung von Macht auswirkt. Damit ist nicht nur die Frage verknüpft, wer bestimmt, was ein sexueller Akt sein kann, sondern auch Verständnisse von Körpernormen, Scham, Liebe und Freundschaft wie auch die Abgrenzung von Privatheit und Öffentlichkeit. In der Lehrveranstaltung setzen wir uns mit unterschiedlichen Orten und Architekturen auseinander, die beispielsweise als (geheime) sexuelle Treffpunkte angeeignet wurden oder für sexuelle Handlungen konzipiert wurden. Die Beispiele reichen von öffentlichen Bedürfnisanstalten, Schwimmbädern oder Parks bis hin zu Stadtarealen, die mit Sexarbeit in Verbindung gebracht und stigmatisiert werden.
FOKUS KUNSTGESCHICHTE
Die Teilnehmenden des Seminars können entweder den Fokus Kunstgeschichte (251.872) oder Denkmalpflege (251.883) belegen. Im gewählten Bereich wird ein vorgegebenes Thema bearbeitet und die Leistungsnachweise erbracht. Im Fokus Kunstgeschichte werden die Forschungsfragen für die Seminararbeit anhand der Beschäftigung mit internationalen Beispielen aus der Architektur und der Bildenden Kunst entwickelt.
Die Bandbreite der Themen im Schwerpunkt Kunstgeschichte reicht von feministischen Positionen in der Kunst der 1950er- bis 1970er-Jahre über architektonische Planungen für Familienkonzepte abseits der klassischen Kernfamilie bis hin zur Auseinandersetzung mit sexualisierten Orten – real oder bildräumlich. Fragen, die uns hierbei beschäftigen werden, sind beispielsweise:
Welche historischen (Stadt)Räume sind in der allgemeinen Wahrnehmung besonders stark als Orte des Sex aufgeladen? Wie wirkt sich diese Konnotation auf den Umgang mit diesen Orten aus?
Wie werden nackte Körper etwa in der Malerei oder digitalen Medien dargestellt, wer sind die Rezipient- und Konsument*innen dieser Bildräume und welche Machtstrukturen gehen damit einher?
Gegen welche Rollenbilder wenden sich queerfeministische künstlerische Beiträge und mit welchen Mitteln und Methoden werden diese in den Werken herausgefordert?
Auf welche Weisen wird Sexualität im Museum präsentiert und was verrät uns das über das Verhältnis von Sex und Raum in der Gesellschaft?
Wie wird in der Architektur mit sozialen Erwartungshaltungen an klassische Familienkonzepte umgegangen und welche Bespiele – historisch und aktuell – kennen wir für Gegenentwürfe?
HINWEIS
Die Lehrveranstaltung ist Teil einer forschungsbereichsübergreifenden Kooperation und des Forschungsprojekts STUMMES ERBE – Queerfeministische Bestandspflege tabuisierter Orte. In diesem Projekt möchten wir ein neues, an bestehende Architekturforschung anknüpfendes Instrumentarium zu entwickeln, das eine Alternative zu den tradierten Werkzeugen des Kanons bietet (Lorde 1984; Bonnevier 2007). Unser Schwerpunkt liegt dabei auf den zukünftigen Umgang mit bestehender Architektur. Auf diese Weise möchten wir an einem geschichtssensiblen Entwurfsverständnis arbeiten, das aus der theoretischen Kanonkritik eine queerfeministische Praxis baulicher Bestandspflege entwickelt.
Die Lehrveranstaltung untergliedert sich in zwei Wahlseminar-Gruppen, die entweder den Fokus Kunstgeschichte oder den Fokus Denkmalpflege gewählt haben. Beide Gruppen werden gemeinsam von den Dozierenden der Kunstgeschichte und Denkmalpflege angeleitet. Die Wahlseminare finden in Abstimmung mit dem Entwerfen „Tabuisierte Stadt – Queerfeministisches Lernen von Bestand“ (253.L78, LVA-Leitung: Julia Nuler) statt. Ein gemeinsames Forum für Diskussionen und Workshops wird in mehreren Terminen abgehalten. Dieses findet in den regulären Zeiten des Entwerfens statt (Dienstag 13–18 Uhr). Darüber hinaus werden vier Abendvorträge die LVAs thematisch ergänzen (Termine Mittwochs, tba).
Zur Anwesenheit im Seminar gehört die Teilnahme an diesen Foren und Vorträgen.
Methoden
Grundlegend für die Methodik des Seminars ist das Erlernen des wissenschaftlichen Arbeitens. Außerdem beschäftigen wir uns mit einer Kritik am bestehenden Kanon und gleichzeitig mit der Sichtbarmachung marginalisierter Phänomene. Entsprechend müssen historische Quellen unter Umständen anders befragt oder andere Quellen verwendet werden (wie etwa Oral History oder Kriminalakten). Wir betreiben eine Spurensuche, wie Sexualität, Intimität, Nähe historisch verhandelt wurde und wie diese Verhandlungen mit Raum und Architektur in Verbindung gebracht werden können.
Prüfungsmodus
prüfungsimmanent
Weitere Informationen
Wöchentlich Dienstag von 13–16 Uhr
Beginn: 08.10.2024
Raum AC 03-01 (mit Ausnahme der Workshops)
Die Anmeldung zum Wahlseminar erfolgt per TISS über das Dekanant.
SONDERTERMINE
An folgenden Terminen finden Workshops in Zusammenarbeit mit dem Entwerfen „Tabuisierte Stadt - Queerfeministisches Lernen von Bestand“ statt (jeweils dienstags von 13–18 Uhr):
Workshop 1: 15.10.2024, AA 03 - 1 - CEE,
Workshop 2: 17.12.2024, AA 03 - 1 - CEE,
Workshop 3: 14.01.2025, AA 03 - 1 - CEE,
Abschlussveranstaltung/Ausstellung: 28.01.2025, AA 03 - 1 - CEE,
Ergänzend zu den Workshops müssen im Rahmen des Seminars vier Abendvorträge besucht werden, die das Seminarprogramm inhaltlich ergänzen. Die Termine für die Vorträge werden noch frühzeitig bekannt gegeben.