Projekte

KünstlerInnen im Nationalsozialismus. Auslöschung. Gleichschaltung. Kontrolle. Forschung

2019

Die Eingliederung der KünstlerInnen in die Reichskammer der bildenden Künste (Wien) und die Folgen für das österreichische Kunstschaffen.

Ziel des vorliegenden Forschungsprojektes ist eine erste wissenschaftliche Bearbeitung der knapp 3000 Mitgliederakten, die aus der Reichskammer der bildenden Künste stammen und sich in diversen Archiven erhalten haben.

Der erste Teil des Projektes wird anhand der bis heute unbearbeiteten Quellen die Institutionen der „Wiener Reichskammer der bildenden Künste“ erstmals beleuchten und deren politische Rolle und Bedeutung im Kunstgeschehen der NS-Herrschaft untersuchen. Bis heute weisen die Biografien der Protagonisten der Behörde (u.a. Leopold Blauensteiner), die eine wesentliche Rolle im Kunstschaffen eingenommen haben, für diesen Zeitraum eine Lücke auf bzw. sind nicht dokumentiert.
Der zweite Teil des Projektes liegt in der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Einzelbiografien von ausgewählten KünstlerInnen, an denen exemplarisch die Bedeutung dieser (Nicht)Mitgliedschaft für Beruf und Alltag aufgezeigt werden sollen. Ein Querschnitt durch die Berufssparten soll die gezielte „Gleichschaltung“ des NS-Regimes nachzeichnen und den Kontrollapparat der mörderischen Diktatur einmal mehr aufzeigen. Es geht um das Aufzeigen eines Systems, das sich in den Berufsalltag der Künstlerschaft infiltrierte und sich damit die „totale Kontrolle“ der Kunst aneignete

Das vorliegende Projekt ist als erste Grundlagenforschung für ein umfassenderes Projekt zu sehen, das in Folge von den Projektleiterinnen beim FWF eingereicht werden soll. Ziel der Forschung wäre die komplette Erfassung der Mitgliederakten und die Bereitstellung der umfangreichen biografischen Informationen in einer Datenbank sowie Erstellung einer ONLINE-Datenbank, die es ermöglicht, die Daten der Mitglieder online zu recherchieren und abzufragen. Damit würde die wohl wichtigste Quelle zur „Kunst im Dritten Reich“ in Österreich erschlossen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ein weiteres Ziel wäre auch in enger Kooperation mit WissenschaftlerInnen und Institutionen, die in den letzten Jahrzehnten zum Thema „Opfergeschichte“ des NS-Regimes geforscht haben, die Datenbank um die Personen der „emigrierten“ und „verfolgten“ KünstlerInnen zu erweitern. Mit dem Forschungsprojekt könnte die Rolle der österreichischen KünstlerInnen im Nationalsozialismus neu bewertet werden und die ONLINE-Datenbank würde der Öffentlichkeit eine einzigartige Quelle zugänglich machen.

Die österreichisch-amerikanische Architektin Liane Zimbler (1892-1987) Forschung

2018

Ein Leben, zwei Karrieren: Die österreichisch-amerikanische Architektin Liane Zimbler (1892-1987).

Ziel des Projektes ist die Erstellung einer Biografie der am 31. Mai 1892 als Juliane Angela Fischer in Prerau (Mähren) geborenen jüdischen Architektin Liane Zimbler. Zimbler, die ab 1903 mit ihrer Familie in Wien lebte, erlangte hier ihre Ausbildung und war ab 1918 bis zu ihrer Emigration 1938 nach Los Angeles eine erfolgreiche Architektin, Ausstellungdesignerin, Vortragende und engagiertes Mitglied in zahlreichen frauenspezifischen Vereinigungen. Kurz vor ihrer Flucht erwarb sie die Befugnis zur Zivilingenieuerin, der ersten in Österreich.

Im Fokus meiner Forschungen stehen eine architekturhistorische Würdigung, die Erstellung eines Werkverzeichnisses sowie ihre Auftraggeber, mehrheitlich intellektuelle, jüdische Frauen. Angesichts der Wirtschaftskrise spezialisierte sich Zimbler auf Wohnungsadaptierungen, Modernisierungen, die Teilung von Großwohnungen sowie die Errichtung von Kleinst- und Ledigenwohnungen, häufig in Kooperation mit Künstlerinnen. Als Expertin verfasste sie zahlreiche Artikel über ihre Arbeit, hielt Vorträge und sprach regelmäßig im Radio. Zimbler engagierte sich in frauenspezifischen künstlerischen und beruflichen Netzwerken, die auch international strukturiert waren. Oft nahm sie leitende Funktionen ein. Sie war Mitglied der „Wiener Frauenkunst“, des „Verbandes der berufstätigen Frauen in Österreich“, des „Soroptimistclubs“ etc. Letztere halfen ihr in der Emigration, organisierten Meetings, stellten berufliche Kontakte her etc. Das zweite Netzwerk war die jüdische Community und die Emigranten in Los Angeles, wohin Sie mit ihrem Mann, dem Rechtsanwalt Otto Zimbler (1890-1940) und ihrer Tochter Eva 1938, emigrierte.

Hier versuchte Zimbler möglichst rasch wieder als Architektin zu arbeiten. Ihre erste Partnerin war die bereits 1941 verstorbene Interior Designerin Anita Toor, deren Atelier sie übernahm. 1943 wird Zimbler amerikanische Staatsbürgerin, seit 1946 war sie Mitglied im A.I.D. Die wichtigsten Arbeiten waren der Bau einer Villa für den österreichischen Komponisten Ernst Toch in Santa Monica 1941, der durch Fotos von Julius Shulman gut dokumentiert ist, Einrichtungen von Villen zeitgenössischer Architekten wie Carl Schwarz, Maurice H. Fleishman, C.B. Williams etc. sowie Adaptierungen und Modernsierungen von Wohnungen. 1987 stirbt Liane Zimbler in Los Angelos, ohne jemals wieder österreichischen Boden betreten zu haben.