Dissertationen

Die Stadt in zweiter Ebene? Architektur, Infrastruktur und das Bild der Stadt im Wiederaufbau und Ausbau Wiens 1945–1985
Atreju ALLAHVERDY
2022 WS

Wird nach stadtbildprägenden Architekturen und Kompositionen der Nachkriegszeit gefragt, liegt der Fokus zumeist auf singulären Werken aus dem Œuvre einzelner namhafter Agitatoren und solchen „Schlüsselbauten“, die aus der Masse pragmatischer Wiederaufbauprojekte qualitativ hervorzustechen oder für ihre Bauaufgabe als symptomatisch zu identifizieren scheinen. Ebenso lässt sich jenes Werk tendenziell an charakteristischen Straßenzügen, Magistralen, Plätzen oder als geschlossene Ensembles wahrgenommenen städtebaulichen Situationen auf Straßenebene oder topographisch erhöhten und gestalterisch akzentuierten Standpunkten innerhalb der Stadt verorten.
Kaum beachtet zeigen sich jene städtischen Architekturen und Anlagen, die sich sowohl in ihrer Prominenz und scheinbar attestierten visuellen Relevanz wie häufig auch anhand ihrer topographischen Situierung einer ‚zweiten Ebene‘ innerhalb der funktionalen und gestalterischen Organisation der Großstadt verorten lassen.

Das Projekt beleuchtet die bauliche Erschließung dieser zweiten topographischen Ebene als erweiterter öffentlicher Stadtraum am Beispiel Wien nach 1945. Ziel ist die systematische Erfassung der entstandenen Architekturen und Infrastrukturen von Fußgängerpassagen, Haltestellen und Bahnhöfen, Laden- und Einkaufszeilen bis hin zu Fußgängerzonen sowie deren einhergehender Etablierung in der zeitgenössischen Bild- und Medienproduktion. Ausgehend von der frühen Nachkriegszeit bis Mitte der Achtzigerjahre werden Projekte und Beispielbauten untersucht und innerhalb der europäischen Nachkriegsarchitektur verortet. Diese bisher wenig beachteten Bauaufgaben, die in mehreren Phasen der Nachkriegszeit in zweiter Ebene entstanden, waren zunächst der Erfüllung verkehrlicher Bedürfnisse sowie der Entlastung und optimierten Erschließung der primären Ebene auf Straßenniveau gewidmet. Eigen ist ihnen jedoch die zunehmende Verlagerung öffentlicher Angebote und Nutzungen sowie die wechselseitige Übertragung räumlich-funktionaler wie auch gestalterischer Lösungen zwischen dem etablierten Straßenraum und sekundärem Terrain.

Einhergehend mit dieser vertikalen Entflechtung des städtischen Raums fand auch eine Übertragung der zeitgenössischen Diskurse um Architektur und Städtebau in den Untergrund statt. Parallel zu den netzwerkartigen Anlagen unter der Stadt, zeichnen sich vielfach Geflechte der in Planung und Ausführung involvierten Personen ab – so etwa die Architekten Adolf Hoch, Kurt Schlauss und Wilhelm Holzbauer in Wien. Oftmals prägten diese Beteiligten erhebliche Teile des Stadtbildes – in Hoch- sowie in Tieflage – auf nachhaltige Weise und zeichneten dafür verantwortlich, den visuellen Charakter der Stadt und deren wahrgenommenes ‚Stadtbild‘ im Sinne einer visuellen ‚Identität‘ entscheidend mitzugestalten. Zugleich lässt sich in der gesamten Bildproduktion im Nachkriegs-Wien eine auffällige Dichte an Verweisen oder expliziten Darstellungen einer neuentstehenden und vorbildlichen vertikalen Ordnung der Stadt beobachten: sowohl in den bildenden Künsten – sei es in Form von ‚Ereignisgemälden‘ oder ‚-grafiken‘ unterirdischer Baustellen, Brücken oder Tiefbauten, in der Fotografie als auch in Visualisierungen, Studien und Skizzen, die Ideen veranschaulichen, Möglichkeiten erklären oder die Leistungsfähigkeit aller Beteiligten demonstrieren.

Die vielschichtigen Verflechtungen und Auswirkungen des Erschließens der zweiten städtischen Ebene ab Mitte des 20. Jahrhunderts auf Architektur, Städtebau und bildende Kunst sowie auch insbesondere auf Praxis und Wahrnehmung deren Nutzer*innen eröffnen eine vielschichtige Bandbreite vielversprechender Perspektiven, die ihrerseits bedeutenden Erkenntnisgewinn in Aussicht stellen.

Betreut von:
Sabine PLAKOLM-FORSTHUBER TU Wien

Gender Planning im Schulbau. Ein Leitfaden für gendergerechte Schularchitektur
Carla SCHWADERER
2021 WS

Mädchen* und Jungen* nutzen Raum für verschiedene Aktivitäten different und stellen daher unterschiedliche Anforderungen an ihr räumliches Umfeld. Es wurden bereits umfassende Studien und Abhandlungen zu genderspezifischer Raumwahrnehmung, -nutzung und -aneignung vor allem in Bezug auf den öffentlichen Raum und Freiflächen publiziert. In Bezug auf den Schulraum besteht aber noch Forschungsbedarf. Dieser ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche einen Großteil ihrer Zeit verbringen und der sich daher prägend auf ihr Leben auswirkt. Soziale Ungleichheiten, Diskriminierung, Ausgrenzung und Geschlechterrollen können hier reproduziert oder aber aufgebrochen werden. Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, einen Leitfaden für gendergerechte Schularchitektur zu erstellen und dabei auf folgende Fragen einzugehen: Welche Kriterien des gendergerechten Planens muss Schularchitektur erfüllen? Wie stellen sich Schüler*innen inklusive und gendergerechte Schularchitektur vor? Wie kann dieser Leitfaden beim Neubau von Schulen angewendet werden? Und inwiefern kann der Leitfaden auch bei Bestandsschulen von Bedeutung sein?

Es gibt im deutschsprachigen Raum im Bereich gendergerechter Schularchitektur eine Forschungslücke und aktuelle wissenschaftliche Abhandlungen, die sich mit genderspezifischer Raumwahrnehmung, -nutzung und -aneignung von Kindern und Jugendlichen beschäftigen, beziehen sich größtenteils auf veraltete Daten. Da es also nicht ausreichend aktuelle Studien gibt, die das genderspezifische Raumverhalten von Kindern und Jugendlichen beschreiben, auf welche ich mich im Rahmen meiner Forschungsarbeit stützen kann, ist es mein Ziel im Zuge der Leitfadenerstellung, diese Daten zu erheben.

Ziel dabei ist es, Gleichberechtigung von Mädchen* und Jungen* in der Schule durch inklusive Schularchitektur zu fördern. Es soll ein diskriminierungsfreier Raum geschaffen werden, in dem alle die gleichen Möglichkeiten haben, der auf die Bedürfnisse aller Geschlechter eingeht und der niemanden ausschließt. Die Kriterien des Leitfadens sollen mit den Expert*innen ihrer eigenen Lebenswelt, also den Schüler*innen unterschiedlicher Bildungseinrichtungen und verschiedener Schulstufen, sowie ihren Pädagog*innen erforscht und erarbeitet werden. Gleichzeitig sollen die Ergebnisse des Leitfadens mit Planer*innen und Expert*innen des Schulbaus diskutiert und an ihrer Umsetzbarkeit gearbeitet werden, sodass ein transdisziplinärer Austausch entsteht, der eine Allgemeingültigkeit des Leitfadens garantieren soll.

Betreut von:
Sabine PLAKOLM-FORSTHUBER TU Wien

Bauen auf dem LandWerk und Leben der Architekten Julius Kappel und Rudolf Hutter
Johann GALLIS
2021 SS

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Bauen auf dem Land
Werk und Leben der Architekten Julius Kappel und Rudolf Hutter

Während im derzeitigen Forschungsdiskurs vermehrt die Erfassung und Neubewertung der Architektur der Zwischen- und Nachkriegszeit auf der Agenda steht, sind bei vielen dieser Arbeiten vor allem ArchitektInnen im Fokus, deren Arbeitsmittelpunkte die Großstädte Österreichs waren. Der Schwerpunkt, vor allem in Ostösterreich, lag bisher weniger auf bislang unbekannten PlanerInnen, die ihren beruflichen Mittelpunkt in Kleinstädten oder gar auf dem Land hatten. Erst mit einer immer detaillierteren Forschung und der Dekonstruktion des über Jahrzehnte, in Österreich vornehmlich von Friedrich Achleitner, geformten Kanonskommen immer mehr jene Akteure ans Tageslicht, deren vielseitige Oeuvres und wechselvolle Lebensgeschichten es – abseits von etablierten Architekturführern – im Kontext aktuellerer architekturhistorischer Erkenntnisse in das Architekturgeschehen Österreichs einzubetten und zu kontextualisieren gilt.

Auch das Werk der Architekten Julius Kappel (1904–1993) und Rudolf Hutter (1909–1993), die gemeinsam in den 1930er Jahren ein Architekturbüro führten und nach der Kriegs- bzw. Nachkriegszeit selbstständige Architekturbüros innehatten, wurde bisher – sieht man von einzelnen Erwähnungen in Friedrich Achleitners Architekturführern oder von Inventarisierungsprojekten ab, an denen der Verfasser im Burgenland mitarbeiten konnte – nicht in werkmonographischer Weise aufgearbeitet und umfassend erforscht. Der Forschungsstand zu den bei Clemens Holzmeister und Josef Hoffmann ausgebildeten Architekten muss daher als bescheiden bewertet werden, wobei zu beiden Akteuren Teilnachlässe mit unterschiedlichem „Materialspektrum“ vorhanden sind und Zeitzeugen sowie Mitarbeiter der Architekten als Interviewpartner zur Verfügung stehen – ein Umstand, der nicht zuletzt als Anlass genommen werden sollte, um einen weiteren Baustein der österreichischen Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts zu bearbeiten.

Mit der Arbeit soll das Werk und Leben der Architekten Julius Kappel und Rudolf Hutter in seiner Gesamtheit erstmals umfassend aufgearbeitet werden. Dabei soll einerseits ein Schwerpunkt darauf gelegt werden, die durchaus heterogenen Werkphasen zu analysieren und sie vor dem Kontext der österreichischen und internationalen architektonischen Tendenzen zu verorten und zu kontextualisieren. Ihr Werk reicht in stilistischer Hinsicht von einer an die Wiener Moderne der Zwischenkriegszeit angelehnten Moderne über eine traditionalistische Phase zu einer verspielten moderat-modernen Nachkriegsarchitektur mit unterschiedlichsten Einschlägen und Schattierungen, weist in typologischer Hinsicht eine Bandbreite von kleinsten Einrichtungenbis hin zum ersten Hochhaus des Burgenlands auf. Diesen Umständen, die erneut ein für die Architekturproduktion jener Zeit charakteristisches Spannungsfeld, vor allem aber die Frage der Plurivalenz der österreichischen Moderne aufzeigen, soll mit einer umfassenden stilistischen und typologischen Einordnung der Bauten wie auch mittels zahlreicher Exkurse zu den damals aufkommenden, neuen Strömungen und ProtagonistInnen nachgegangen werden.

Ein zweiter Aspekt der Arbeit soll die Betrachtung der wechselvollen gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen imgehandelten Zeitraum betreffen, um so das Schaffen der beiden Architekten durch eine kulturhistorisch orientierte Architekturforschung näher zu beleuchten. Ihr Leben und Werk stehen symptomatisch für viele Architekturschaffende jener Epoche und waren von massiven Einschnitten geprägt, Ausgangsbedingungen, die diese Generation von jener, die nach dem Zweiten Weltkrieg ausgebildet und direkt in die Aufbau und Hochkonjunktur der „Nachkriegs- und Wirtschaftswunderjahre“ entlassenen wurde, eklatant unterscheiden.

Betreut von:
Sabine PLAKOLM-FORSTHUBER Uni Wien

Die Entwicklung der Krankenhaus-Architektur in Wien und Niederösterreich um 1900 – Erkenntnisgewinnung und Wissensaustausch von 1880 bis 1914
Gustav SCHÄFER
2020 WS

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Die Auswahl des Arbeitstitels „Die Entwicklung der Krankenhaus-Architektur in Wien und Niederösterreich um 1900 – Erkenntnisgewinnung und Wissensaustausch von 1880 bis 1914“ am Beispiel der Landesheil- und Pflegeanstalten des Landes Niederösterreich „Mauer-Öhling“ und „Am Steinhof“ erfolgte unter dem Aspekt, dass um die Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts zum 20. Jahrhundert wesentliche Veränderungen im Krankenhausbau und besonders im Bau von Psychiatrischen Anstalten erfolgten.

Die Krankenhaus-Architektur hat in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und bis zum Beginn des 1. Weltkriegs eine Entwicklung genommen, die einen Wendepunkt zu einer neuen Phase des Krankenhausbaus und der Krankenhausausstattung darstellt. Die Fortschritte und neuen Erkenntnisse in der medizinischen Behandlung, in der Krankenhaus-Hygiene und in der Bautechnik, verbunden mit einem regen Wissensaustausch machen diese Zeitspanne für die wissenschaftliche Bearbeitung spannend und interessant. Das gilt einerseits für den sozialmedizinischen Aspekt, aber besonders für die architekturhistorische und bauforschende Betrachtungsweise.

In dieser Zeit fanden sich Ärzte und Künstler zusammen, die Interesse an den Leiden der Geisteskranken zeigten und deren Lage durch innovative, neue Behandlungsmethoden und menschengerechte Unterbringung verbessern wollten. Ein Paradigmenwechsel ergab sich auch darin, dass die Nutzer – und hier vor allem die Ärzte und ärztlichen Direktoren – vermehrt in die Planung der Anstalten mit einbezogen wurden. Hier passierte erstmals etwas, das man als interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärzten auf der einen Seite und Architekten, Bautechnikern, technischen Landesbeamten und Landespolitikern auf der anderen Seite bezeichnen kann.

Das setzte aber im Vorfeld voraus, dass sie sich mit den Fortschritten der Medizin und den baulichen Vorbildern auseinandersetzen mussten. Diese Erkenntnisgewinnung erfolgte einerseits an Hand der entsprechenden Fachliteratur (Büchern und Zeitschriften), in erster Linie aber bei Studienreisen, bei denen einschlägige Krankenhäuser – wie Musteranstalten – besucht wurden. Aber auch der Besuch von Fachkongressen und Ausstellungen und der fachliche Austausch dort, haben zur Wissensanreicherung und zur Umsetzung beim Einbringen in Planungsgruppen wesentlich beigetragen.

Zum Thema dieser Arbeit gibt es keine umfassende Literatur, wohl aber periphere Hinweise und marginale kunsthistorische Bezüge in der Sekundärliteratur, die sich zum Teil mit historischem Quellmaterial auseinandersetzt.

Die Komplexität der oben erwähnten interdisziplinären Zusammenarbeit wirft eine Reihe von Fragen auf. Die Einmaligkeit dieser Arbeit ist es, diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Die Absicht, sie bestmöglich und mit wissenschaftlichem Anspruch zu beantworten, machten umfangreiche Recherchen erforderlich, die zu der vorliegenden Arbeit geführt haben, wobei bei der Komplexität der Thematik nicht allen möglichen Hinweisen nachgegangen werden konnte und dadurch manche Teilbereiche noch weiße Flächen auf der Erkenntnis-Landkarte darstellen.

Betreut von:
Sabine PLAKOLM-FORSTHUBER TU Wien

Architekten dreier Genrationen- zur Kontextualisierung des vielschichtigen Werks der Architektenfamilie Sitte im mitteleuropäischen Raum​
Stefan KUBIN
2018 SS

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Architekten dreier Genrationen – zur Kontextualisierung des vielschichtigen Werks der Architektenfamilie Sitte im mitteleuropäischen Raum
Kumulative Dissertation

Der Wiener Architekt Camillo Sitte (1843–1903) ist vor allem für sein 1889 erschienenes Werk „Der Städte-Bau nach seinen künstlerischen Grundsätzen“ bekannt, in dem er sprach- und bildgewaltig Kritik am zeitgenössischen Städtebau des auslaufenden 19. Jahrhunderts übte.
Die breit angelegte Rezeption des „Städte-Bau“ überstrahlt nicht nur das architektonische Werk von Camillo Sitte sondern auch das seines Vaters Franz (1818–1879), und seines Sohnes Siegfried (1876–1945).
Der in den 1960er Jahren an die TU Wien gelangte Nachlass der Architektenfamilie Sitte stellt in diesem Zusammenhang eine umfassende Quelle für diese Auseinandersetzung dar. In den letzten 20 Jahren konnten auch große Teile der Studienbibliothek erschlossen werden und 2019 wurde der Nachlass durch eine neuerliche Schenkung der Nachfahren erweitert, die ein genaueres Licht auf den zweiten Sohn Camillos, Heinrich Sitte werfen.
Ausgehend von der Auseinandersetzung mit einer von Camillo Sitte geplanten Fortsetzung seines Standardwerkes der Theorie des Städtebaus – die Erschließung einer bislang unbearbeiteten von Camillo und seinem Sohn Siegfried geführten Materialiensammlung – widmet sich die vorgestellte Arbeit der Kontextualisierung des vielseitigen Schaffens dieser drei Generationen umfassenden Familie von Architekten.
Dass Siegfried Sitte das Werk seines Vaters im Atelier fortsetzte, so wie es einst Camillo für seinen Vater Franz tat, stellt keine besondere Überraschung dar. Franz Sitte hatte sich in der Sakralarchitektur einen Namen gemacht und gab diesen Wirkungskreis an Camillo weiter. Siegfried erlernt in vergleichbarer Weise das Handwerk im Atelier seines Vaters Camillo.
Es zeichnet sich hierin eine Kontinuität ab, die weit über die Fertigstellung von architektonischen bzw. städtebaulichen Projekten hinaus geht. Vater und Sohn arbeiteten jeweils intensiv an der Ausarbeitung von Projekten auf unterschiedlichen Ebenen, die sich über den gesamten mitteleuropäischen Raum verteilen.
Dies umfasst auch das Engagement Siegfrieds als Lehrendem an der Staatsgewerbeschule in Wien. Der passionierte Sammler Camillo baute an der Staatsgewerbeschule eine umfassende Arbeitsbibliothek auf und gab diese Leidenschaft an Siegfried weiter. Besonders in Bezug auf das Fortschreiben der Theorie des Städtebaus verwischen die Grenzen zwischen den Generationen.

Cobetreuung: Ass. Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Angelika Psenner/ Forschungsbereich Städtebau und Entwerfen, TU Wien
Beginn: SoSe 2021

Bildlegenden:
Abbildung 1:Postkarte von Camillo Sitte an seinen Sohn Heinrich Sitte, 1903 (Sitte-Nachlass, TU Wien).
Abbildung 2: Postkarte ist von Camillo Sitte an seinen Sohn Siegfried Sitte (Sitte-Nachlass, TU Wien).

Betreut von:
Sabine PLAKOLM-FORSTHUBER TU Wien

Die Lehre der Architektur am Beispiel der Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg
Michaela POLAK
2020 WS – 2023 SS

Die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg (kurz ISBKS in Folge) ist die älteste Institution ihrer Art in Europa. An der ISBKS finden seit Ihrer Gründung im Jahre 1953 durch den österreichischen Maler Oskar Kokoschka1 und den Salzburger Galeristen Friedrich Welz bis zum Jahre 2009 regelmäßig Architekturklassen statt. Das Institut bietet von Beginn je eine Klasse für die Disziplinen Malerei, Skulptur und Architektur an. Die Lehre an der „Schule des Sehens“ wird von Kokoschka für die Kunstklassen bewusst als antiakademisch definiert. Es gibt für diese Klassen weder Aufnahmeprüfungen noch Zeugnisse. Doch im Gegensatz zu den für alle Interessierten offenen Klassen anderer künstlerischer Gattungen sind die Architekturklassen stets mit einer „Zugangsbeschränkung“ für Studierende oder für zumindest „Vorgebildete“ der Architektur gedacht. Die in den Architekturklassen angewendeten Lehrmethoden bilden den Ausgangspunkt für diese Arbeit. Mit den Ansätzen zu experimentellen Organisations- und Entwurfsmethoden, den wechselnden internationalen Lehrern, den spezifischen Themen und später durch den Versuch der Interdisziplinarität, werden die Klassen im Laufe ihrer Entwicklung zu einem Labor für das Austesten, die Kommunikation und die Übersetzung von diversen Aufgabenstellungen in das Stadtleben Salzburgs. Die Architekturklassen sind impulsgebend für die Erneuerung der österreichischen Architektur nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Die Klasse aus dem Jahre 1953 dokumentiert durch ihre Teilnehmer auch den architektonischen Neuanfang Österreichs nach 1945. Die Architekturklassen beteiligen sich aktiv an demokratiepolitischen Prozessen, wie etwa an der Entstehung der Salzburger Fußgängerzone, dem Altstadterhaltungsgesetz, der Deklaration zum geschützten Grünland und später noch einmal im Diskurs um den Speckgürtel rund um Salzburg. Im Laufe der mehr als sechzigjährigen Geschichte wandeln sich Themen, Lehrmethoden und Definitionen der abgehaltenen Klassen.

Ein Zeitabschnitt von mehr als einem halben Jahrhundert Architekturausbildung bildet die Grundlage der Untersuchung. Sechzig Jahre Geschichte mit grundlegenden Veränderungen in Politik, Gesellschaft und Kunst, aber auch innerhalb der ISBKS als Institution selbst. Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt auf der Architekturlehre mit dem Entwerfen als Kernkompetenz der Ausbildung. So unterschiedlich wie die Liste der Lehrenden an der ISBKS sind auch die angewendeten Lehrmethoden und thematischen Schwerpunkte der Themen. Insgesamt unterrichteten fünfzig verschiedene Lehrende, wie zum Beispiel Konrad Wachsmann, Jacob Berend Bakema oder Gustav Peichl und Wilhelm Holzbauer, die Klassen für Architektur an der Salzburger Institution. Diese Lehrenden stehen auch stellvertretend für verschiedene Zeitperioden und für die wichtigsten methodischen Unterschiede innerhalb der Sechzig Jahre. Immer wieder kehrten ehemalige Studenten Jahre später als Assistenten oder Lehrer mit ihren Erfahrungen im Gepäck an die Schule zurück. Es kommt zu einer generationsbedingten Ablöse. Demzufolge tauchen auch Methoden und Systeme in veränderter oder abgewandelter Form wieder auf. Die Betrachtung der Lehre kann zeigen, wie sich der Erkenntnisgewinn des Entwerfens durch Methode und Zeitgeist verändert.

Betreut von:
Sabine PLAKOLM-FORSTHUBER TU Wien

Spätgotische Architektur im Raum Wiener Neustadt zur Zeit Kaiser Friedrichs III
Franz SAGAISCHEK
2018

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Friedrich III. wird 1439 Herzog von Österreich, 1440 deutscher König und macht nach seinem Regierungsantritt Wiener Neustadt zu einer seiner Residenzstädte. Obwohl es letztlich keine schriftliche Überlieferung einer eigenen Bauhütte in Wiener Neustadt gibt, geht doch die Literatur in Bezug auf die gesamte baukünstlerische Entwicklung damalig von einem Zentrum aus, das um Wiener Neustadt entstanden ist und auch weit in die Steiermark gewirkt hat. Während in Wien eine Bauhütte klar dokumentiert ist, gibt es für Wiener Neustadt, ebenso für Graz nur wenige bis keine schriftlichen Hinweise.

 

Der in der Arbeit behandelte Zeitabschnitt deckt sich weitgehend mit der Regierungszeit Friedrichs III. (1415-1493), der 1452 römisch-deutscher Kaiser wird. Tradition und Kontinuität in Anlehnung an die ersten Habsburger bilden einen wesentlichen Machtfaktor, der sich auch in der Architektur widerspiegelt. Die retrospektiv gehaltene Gestaltung zu jener Zeit ist augenscheinlich, absichtlich und vor allem mit großem Einfluss auf die nahe, aber auch weitere Umgebung.

 

Für die Beurteilung sind in erster Linie Grundrisstypologien, Säulen- und Gewölbeformen sowie der Bautypus maßgeblich für die Beurteilung. Die Arbeit soll Stilparallelen und Widersprüche im Raum Wiener Neustadt und Umgebung von Wien bis in den Grazer Raum und weiter anhand der Bautätigkeiten aus jener Zeit aufzeigen und analysieren.

Betreut von:
Sabine PLAKOLM-FORSTHUBER TU Wien

BLATTLINIEN – Die österreichischen Architekturzeitschriften „Der Aufbau“ und „Der Bau“ als Leitmedien des institutionellen Fachdiskurses 1946–1971
Gabriele KAISER-MÜHLECKER
2017 WS

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Die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und fachimmanenten Umwälzungen, die sich in Architektur und Städtebau nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vollziehen, spiegeln sich in den österreichischen Fachzeitschriften der Nachkriegszeit in eindrücklicher Weise, wobei zwei für die Architekturdebatte nach 1945 besonders bedeutsam sind: Zum einen die vom Wiener Stadtbauamt herausgegebene Monatsschrift Der Aufbau, zum anderen das zunächst in Graz erscheinende volkstümliche Monatsblatt Der Bau, das ab 1949/1950 von der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs herausgegeben wurde und danach einen raschen Professionalisierungsschub erfuhr. Die beiden, einerseits von der Wiener Bauverwaltung, andererseits von einer Berufsvereinigung herausgegebenen Fachmedien sind der – in der Architekturforschung zwar ausgiebig benutzter, aber selbst kaum erforschter – Gegenstand vorliegender Arbeit. In Form von synchronen Längsschnitten und exemplarischen Text- und Diskursanalysen wird der Versuch unternommen, eine Biografie der Leitmedien des Fachdiskurses der Nachkriegszeit zu schreiben, mit dem Ziel, Mechanismen und Wirkungsweisen des Vermittelns von Architektur und Städtebau in ihrer institutionellen Gebundenheit und Erneuerungsfähigkeit darzulegen. Nicht nur die medial repräsentierten Gebäude oder „Baugesinnungen“, sondern auch die Textgattungen, Rubriken und bilddidaktischen Strategien werden einer kritischen Lektüre unterzogen und mit weiteren Fachzeitschriften bzw. mit der am Beginn der 1960er-Jahre erblühenden Architekturkritik in der Tagespresse in Beziehung gesetzt. Methodisch wurde eine Synthese aus Rezeptionsgeschichte und Medieninhaltsforschung angestrebt, um Funktionsweise, historische Entwicklung und Produktionsbedingungen des Artefakts Zeitschrift mit architekturgeschichtlichen Themen zu verbinden. Im Kräfteverhältnis zwischen Bauverwaltung, etablierter und experimenteller „freier Szene“ zeigt sich, wie sehr Medien sowohl als „Gefäß“ (etwa zur Dokumentation des kommunalen Bauprogramms), als auch als „Werkzeug“ (etwa zur Durchsetzung von städtebaulichen Leitbildern) eingesetzt wurden. Entlang einer Zeitspanne von 25 Jahren wird herausgearbeitet, mit welcher Tendenz fachrelevante Themen nach 1945 selektiert und medial aufbereitet wurden und in welcher Weise das historische Wissen über Architektur in Österreich von diesen publizistischen Filtern mitbestimmt wurde. Der besondere Reiz der Konzentration auf Architekturzeitschriften liegt in der Zeitgebundenheit und Beiläufigkeit des Stoffes. Vorliegende Arbeit versteht sich als Beitrag, die Manifestationen aus „Zeit“ und „Schrift“ nicht nur als ergiebige historische Quelle zu schätzen, sondern auch als Konstruktion besser zu verstehen.

Betreut von:
Sabine PLAKOLM-FORSTHUBER Uni Wien

The Franciscan architecture in OFM Bosna Argentina in the XIX and XX century
Miroslav MALINOVIC
2015 WS

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Diese vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit der Architektur der Klöster und Klosterkirchen in der franziskanischen Provinz OFM Bosna Srebrena, (Bosna Argentinia lat.). Sie umfasst 19 Standorte in Bosnien und Herzegowina, Serbien, Kroatien und im Kosovo (UN Res 1244). Die Bauten befinden sich innerhalb von fünf Diözesen: Erzdiözese von Vrhbosna, Erzdiözese von Belgrad, Erzdiözese von Zagreb, Erzdiözese von Priština und der Diözese Banja Luka und sind von der Mitte des XIX. Jahrhunderts bis zur Gegenwart errichtet worden.

Die Forschungsarbeit über die franziskanische Architektur in OFM Bosna Argentina im XIX. und XX. Jahrhundert beschäftigt sich zuerst mit den allgemeinen historischen Fakten auf bosnischem Territorium, mit den Franziskanern im Allgemeinen und insbesondere mit den Franziskanern in Bosnien. Der Analyse der Architektur in dieser Provinz wird eine grundlegende Diskussion über das Mönchstum, die Bettelorden, die Franziskaner und ihre Architektur vorangestellt. Darauffolgend wird die europäische Sakralarchitektur mit der bosnischen sowie genauer mit der franziskanischen, bosnischen Architektur untersucht und verglichen. Den Kern der Arbeit bildet eine Auswahl von sechs repräsentativen, bedeutenden und typischen Klöstern in diesem Gebiet die ausführlich analysiert werden; die Wahl wurde sorgfältig getroffen, um die bunte Vielfalt der Architektur in dieser Provinz zu veranschaulichen. Neben der untersuchten Epoche in dem Gebiet der OFM Bosna Srebrena beschäftigt sich die Dissertation auch mit allen mittelalterlichen, nicht mehr bestehenden Vorgängerbauten sowie mit einigen anderen interessanten, einflussreichen Stätten in dieser Provinz, die für die Wahl der jeweiligen Klosterstandorte ausschlaggebend waren.

Die Ergebnisse basieren auf vielen erstmals offiziell veröffentlichten Archivalien, dokumentieren gebaute und abgelehnte Projekte, Zahlen und Fakten, sowie Daten über die beteiligten Architekten, Bildhauer, Maler und Kunsthandwerker. Das grundlegende Anliegen dieser Arbeit bestand in einer detaillierten Forschung und Präsentation der architektonischen Werte und Highlights der Klosterarchitektur in diesem Gebiet, die ehemals einen Beitrag zur bosnischen Architektur leisteten und bislang nicht umfassend erforscht sind. Die aufgestellten Hypothesen überprüfen nicht nur einige der wichtigsten Fragen in Bezug auf die Architektur, sondern diskutieren auch die kritischen wegweisenden Einstellungen zur Architektur der Klöster und Klosterkirchen in OFM Bosna Argentina im räumlichen, zeitlichen und architekturhistorischen Kontext. Der Fokussierung der Forschungsarbeit auf die Architektur zuliebe wurden manche Einflussfaktoren bewusst ausgeklammert. Wegen der oft schwierigen, angespannten Situation zwischen den verschiedenen Religionen, Nationalitäten und Minderheiten in Bosnien nimmt die Arbeit explizit dazu keine politische Stellung.

Die angewandten Methoden befassen sich mit den etablierten Methoden der Architekturforschung: Feldarbeit, Archiv- und Bibliotheksforschung, vergleichende Analysen, Befragungen beteiligter Personen und die systematische Bewertung der abgerufenen Daten.

Betreut von:
Sabine PLAKOLM-FORSTHUBER TU Wien

Ephemere Kunst im musealen Spannungsfeld-von Kunst und Architektur am Beispiel des Kunsthauses Bregenz
Carmen RIST-STADELMANN
2015 WS

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Anlässlich der Eröffnungsausstellung des Kunsthauses Bregenz (KUB) im Jahr 1997 hinterließ der amerikanische Künstler James Turrell mit seiner Fassadeninstallation am Ausstellungsgebäude einen bleibenden Eindruck. Seither verwirklichen Künstlerinnen und Künstler immer wieder direkt an der Außenfassade des KUB temporäre Installationen und lassen dadurch den umliegenden städtischen Raum in unterschiedlichsten Stimmungsbildern erscheinen. Diese individuelle Symbiose von zeitgenössischer Kunst und Architekturfassade bringt ein beeindruckendes Phänomen zum Vorschein: Die Fassade hat nicht mehr allein die Funktion einer architektonischen Hülle inne – sie fungiert gleichsam als eine Art Projektionsfläche für vielfältige Installationen unterschiedlichster künstlerischer Medien. Dadurch wird die Glasfassade als solche Teil eines ephemeren Kunstwerkes. Das KUB, eine viel zitierte Architekturikone, das selbst als Kunstwerk verstanden wird, erlangt aus architektonischer Sicht in diesem temporären Zusammenspiel eine herausragende Bedeutung: Durch diese Form der Fassadengestaltung bekommt das Ausstellungsgebäude eine zusätzliche Bedeutung, einen Mehrwert oder gar eine Transformation für kurze Zeit, die Gegenstand dieser Dissertation ist.

Die vorliegende Arbeit begann mit der Studie der Fassadeninteraktionen am Ausstellungsgebäude des KUB und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer Untersuchung des ephemeren Zusammenspiels zwischen Gebäudefassaden und Kunst im Allgemeinen. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Bedeutung dieser Symbiose innerhalb der zeitgenössischen Kunst und der Architekturtheorie des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts. Beide Bereiche werden hierbei nicht isoliert, sondern miteinander, als ein neues Ganzes, betrachtet. Zudem wird der Wert der KUB-Fassaden-Arbeiten für Künstlerinnen und Künstler und die Kunstinstitution, ihre Position innerhalb von Künstleroeuvres und zeitgenössischem Geschehen in Kunst und Architektur sowie ihre Wirkung im öffentlichen Raum analysiert. Untersucht wird ferner, ob diese Interventionen die Akzeptanz für zeitgenössische Kunst erhöhen und den Diskurs mit der Bevölkerung fördern.

Diese Arbeit verfolgt nicht den Anspruch, eine Monografie über das KUB oder eine historische Darstellung über Architekturfassaden, Ausstellungsbauten und Fassadenkunst vorzulegen, vielmehr nähert sie sich diesem komplexen Thema aus architektonischer Sicht und versucht, die Interaktionen zwischen der Fassade und der ephemeren Kunst aus unterschiedlichen Perspektiven offenzulegen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den künstlerischen Arbeiten am KUB.

Festzuhalten ist, dass dieses Thema bislang kaum wissenschaftlich erforscht wurde. Deshalb war es nötig, grundlegende Recherchen vorzunehmen. Dazu zählen, neben der Dokumentation aller bis September 2015 realisierten Fassadeninstallationen am KUB, Interviews mit den ausführenden Künstlerinnen und Künstlern, Politikern, Kunstverantwortlichen sowie mit dem Architekten Peter Zumthor. Ausgehend davon erfolgte die Struktur der Arbeit nach klassischen Kriterien. So werden im ersten Teil das Kunsthaus als Institution und Bautyp, die Fassade als eigener Bauteil, Möglichkeiten und Arten der Fassadeninteraktionen und ihre Ausstrahlung in den umliegenden öffentlichen Raum diskutiert. Der Vergleich mit weiteren temporären Fassadeninteraktionen in der österreichischen Ausstellungslandschaft ergänzt diesen methodischen Ansatz. Im zweiten Teil der Arbeit werden das KUB selbst, die Eigenschaften und Besonderheiten seiner Fassade sowie die Fassadeninstallationen im Detail behandelt. Ein Katalog der einzelnen Interventionen, ihre Beschreibung und Wertung sowie ihre Verortung im Oeuvre der einzelnen Kunstschaffenden schließen die Arbeit ab.

Betreut von:
Sabine PLAKOLM-FORSTHUBER TU Wien

„Frauengerechte“ Modellwohnprojekte der 1990er Jahre. Die versuchte Einflussnahme von Frauen als Auftraggeberinnen auf den österreichischen geförderten Wohnbau
Sabina RISS
2014 SS – 2016 WS

1992 bis 1998 wurden in Österreich im öffentlich geförderten Geschosswohnbau erstmals von frauenpolitischer Verwaltungsebene fünf, sogenannte frauengerechte Modellwohnprojekte initiiert und unterstützt. Damit beabsichtigt waren die Einführung von Qualitätskriterien, die auch frauenspezifische Alltagsbezüge berücksichtigen sowie die Erhöhung der Teilhabe von Fachfrauen in der Wohnbauproduktion. Die erstmalige systematische Dokumentation sowie Gesamtanalyse ist der Beitrag dieser Dissertation zu einer feministischen Wohnbauforschung. Die Untersuchung wird von folgenden Fragestellungen geleitet: Welche Erfolge und Misserfolge kennzeichneten die selbstbestimmten Maßnahmen der Frauen in den Entwicklungen der Projekte? Welche Raumkonzepte konnten realisiert werden und welche Innovationen sind dabei erkennbar? Welche Impulse und Wirkung hatten die Projekte und ihre Begleitmaßnahmen für den geförderten Wohnbau?

Basierend auf umfangreicher Materialrecherche und einer Vielzahl von Interviews mit ProjektakteurInnen werden dafür die Entstehungsprozesse und Realisierungen der Wohnprojekte analysiert und dadurch vertiefende Erkenntnisse zu Zielsetzungen und Rahmenbedingungen, Maßnahmen und Spannungsfeldern sowie Innovationen der Ergebnisse und Wirksamkeiten gewonnen: Unter Bezugnahme auf ähnliche Projekte in Deutschland wurden in intensiven Vorbereitungsphasen mit Expertinnen relevante Entwurfskriterien für die Auslobungen entwickelt. Eine wichtige, jedoch umstrittene Maßnahme war das Abhalten von geladenen Wettbewerben ausschließlich für weibliche Ziviltechnikerinnen. Insgesamt stieß die Entwicklung der Wohnprojekte auf große Widerstände in Politik, Verwaltung, Fachkreisen und bei Bauträgern. Dennoch wiesen die realisierten Wohnbauten Innovationen betreffend hoher Gebrauchsorientierung und Alltagstauglichkeit in Wohnumfeld, Wohngebäuden und Wohnungen auf. Dank umfangreichen Begleitmaßnahmen erfolgte zwar eine thematische Bewusstmachung in der Fachöffentlichkeit und Öffentlichkeit, jedoch die beabsichtigten, nachhaltigen Veränderungen im öffentlich geförderten Geschosswohnbau wurden nur in geringem Ausmaß unmittelbar erzielt.

Rigorosum 31.01.2017

Betreut von:
Sabine PLAKOLM-FORSTHUBER TU Wien