BLATTLINIEN – Die österreichischen Architekturzeitschriften „Der Aufbau“ und „Der Bau“ als Leitmedien des institutionellen Fachdiskurses 1946–1971

BLATTLINIEN – Die österreichischen Architekturzeitschriften „Der Aufbau“ und „Der Bau“ als Leitmedien des institutionellen Fachdiskurses 1946–1971

Die österreichischen Architekturzeitschriften „Der Aufbau“ und „Der Bau“ als Leitmedien des institutionellen Fachdiskurses 1946–1971
Die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und fachimmanenten Umwälzungen, die sich in Architektur und Städtebau nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vollziehen, spiegeln sich in den österreichischen Fachzeitschriften der Nachkriegszeit in eindrücklicher Weise, wobei zwei für die Architekturdebatte nach 1945 besonders bedeutsam sind: Zum einen die vom Wiener Stadtbauamt herausgegebene Monatsschrift Der Aufbau, zum anderen das zunächst in Graz erscheinende volkstümliche Monatsblatt Der Bau, das ab 1949/1950 von der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs herausgegeben wurde und danach einen raschen Professionalisierungsschub erfuhr. Die beiden, einerseits von der Wiener Bauverwaltung, andererseits von einer Berufsvereinigung herausgegebenen Fachmedien sind der – in der Architekturforschung zwar ausgiebig benutzter, aber selbst kaum erforschter – Gegenstand vorliegender Arbeit. In Form von synchronen Längsschnitten und exemplarischen Text- und Diskursanalysen wird der Versuch unternommen, eine Biografie der Leitmedien des Fachdiskurses der Nachkriegszeit zu schreiben, mit dem Ziel, Mechanismen und Wirkungsweisen des Vermittelns von Architektur und Städtebau in ihrer institutionellen Gebundenheit und Erneuerungsfähigkeit darzulegen. Nicht nur die medial repräsentierten Gebäude oder „Baugesinnungen“, sondern auch die Textgattungen, Rubriken und bilddidaktischen Strategien werden einer kritischen Lektüre unterzogen und mit weiteren Fachzeitschriften bzw. mit der am Beginn der 1960er-Jahre erblühenden Architekturkritik in der Tagespresse in Beziehung gesetzt. Methodisch wurde eine Synthese aus Rezeptionsgeschichte und Medieninhaltsforschung angestrebt, um Funktionsweise, historische Entwicklung und Produktionsbedingungen des Artefakts Zeitschrift mit architekturgeschichtlichen Themen zu verbinden. Im Kräfteverhältnis zwischen Bauverwaltung, etablierter und experimenteller „freier Szene“ zeigt sich, wie sehr Medien sowohl als „Gefäß“ (etwa zur Dokumentation des kommunalen Bauprogramms), als auch als „Werkzeug“ (etwa zur Durchsetzung von städtebaulichen Leitbildern) eingesetzt wurden. Entlang einer Zeitspanne von 25 Jahren wird herausgearbeitet, mit welcher Tendenz fachrelevante Themen nach 1945 selektiert und medial aufbereitet wurden und in welcher Weise das historische Wissen über Architektur in Österreich von diesen publizistischen Filtern mitbestimmt wurde. Der besondere Reiz der Konzentration auf Architekturzeitschriften liegt in der Zeitgebundenheit und Beiläufigkeit des Stoffes. Vorliegende Arbeit versteht sich als Beitrag, die Manifestationen aus „Zeit“ und „Schrift“ nicht nur als ergiebige historische Quelle zu schätzen, sondern auch als Konstruktion besser zu verstehen.

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