Wohnen IM Park – Der Wohnpark „Wiener Flur“ von Klara Hautmann-Kiss im Vergleich mit urbanenGroßwohnbauten
Ariane VOGELSANG
2025 SS -
Ingrid Holzschuh
Wohnen IM Park – Der Wohnpark „Wiener Flur“ von Klara Hautmann-Kiss im Vergleich mit urbanen Großwohnbauten
Wien war seit Beginn des 20. Jahrhunderts einer der innovativsten Vorreiter moderner Wohnmodelle im sozialen Wohnungsbau. Nach den Gemeindebauten des Roten Wiens wurde in der Nachkriegszeit besonders der Wunsch nach einer Rückkehr zu naturnahem Wohnen deutlich. Die daraus resultierende Zentrumserweiterung in die städtischen Außenbereiche lässt sich auf das Planungskonzept Roland Rainers zurückführen, dessen Idee auch von Harry Glück mit dem Wohn- und Kaufpark Alt-Erlaa umgesetzt wurde. Eine weitere architektonische Entwicklung waren die Entwürfe sogenannter Wohnparks, die sich grossmaßstäblich, meist klar als Skulptur in der Stadt positionieren. Mit der urbanen Wohnform wird auf eine einheitliche Gestaltung von Architektur und Natur abgezielt, die sich durch eine multifunktionale Gesamtstruktur mit Wohnfolgeeinrichtungen auszeichnet.
Die Wiener Architektin Klara Hautmann-Kiss (1920 – 2000) verwirklichte in Zusammenarbeit mit Rudolf Hautmann und Friedrich Rollwagen im Bezirk Simmering ihre Vorstellung des Wohnparks: den „Wiener Flur“ – ein zusammenhängendes Grüngebiet, mit Wohnblöcken durchsetzt.
Im Rahmen der Diplomarbeit wird die historische Entstehung des Projektes, vom Wettbewerbsentwurf bis zur Ausführung erfasst. Ausgangspunkt der Analyse des „Wiener Flurs“ bildet der beruflicher Werdegang von Klara Hautmann-Kiss, ihre planerische Tätigkeit, sowie ihre Dissertation „Wohnparks und ihre bauliche Gestaltung“ (1980). Anhand der Planunterlagen werden Unterschiede zwischen dem Erstentwurf des Architekten Rupert Falkner und der tatsächlichen Ausführung durch Hautmann-Kiss aufgezeigt. Die Siedlung wird ausgehend vom städtebaulichen Kontext, über die Erschließung, Bauweise, Grundrisslösungen bis hin zum verwendeten Material auch in Hinblick auf die Gestaltung und Relevanz des zentralen Parks untersucht.
Darüber hinaus werden die Ursprünge des Wohnmodells „Wohnpark“, sowie die von ihnen ausgehende Faszination erforscht, um wiederkehrende Gestaltungsmerkmale und Disparitäten herauszuarbeiten. Zudem wird das Werk der Architektin zeithistorisch im Baugeschehen der Großwohnbauten der 1960er und 1970er Jahre kontextualisiert und mit Projekten österreichischer und internationaler Architekt:innen städtebaulich, typologisch, funktional und sozial verglichen. So werden Merkmale einer gelungenen Architektur herausgearbeitet und festgestellt, welche Aktualität und Relevanz diese Typologie in der heutigen Zeit darstellt. Ziel der Arbeit ist, die entscheidenden Qualitäten und Mechanismen des Wohnparks zu erkennen, durch die ein nachhaltig anregendes soziales Wohnumfeld generiert werden kann. Dabei soll ein Bewusstsein für zukünftiges Handeln in der Architektur hinsichtlich öffentlichem und privatem Raum geschaffen und die Bedeutung sozialer Infrastruktur im unmittelbaren Lebensumfeld betont werden. Am Beispiel von Klara Hautmann-Kiss wird aufgezeigt, welche tragende Rolle Architekt:innen bei der Gestaltung unseres Lebensraums einnehmen.
Living IN the park – The residential park ”Wiener Flur” by Klara Hautmann-Kiss compared with large urban residential Buildings
Vienna has been one of the most innovative pioneers of modern housing models in social housing since the beginning of the 20th century. After the projects built within the period of Red Vienna, the desire for a return to living close to nature became clear in the post-war period. The resulting extension of the city centre into the urban outskirts can be traced back to Roland Rainer’s planning concept, whose idea was also implemented by Harry Glück with the Alt-Erlaa residential and retail park. Another architectural development was the design of so-called residential parks, which are buildings of a large scale, usually shaped and positioned like a sculpture within the city. This urban form of housing aims to achieve a uniform design of architecture and nature, characterised by a multifunctional structure with residential facilities.
The Viennese architect Klara Hautmann-Kiss (1920 – 2000), in collaboration with Rudolf Hautmann and Friedrich Rollwagen, realised her idea of the residential park in the district of Simmering: the ”Wiener Flur” – a continuous green area interspersed with apartment blocks.
The thesis analyses the historical development of the project, from the competition design to its implementation. The starting point for the analysis of the ”Wiener Flur” is the career of Klara Hautmann-Kiss, her projects and her dissertation ‘Wohnparks und ihre bauliche Gestaltung’ (1980). Based on the planning documents, differences between the initial design by architect Rupert Falkner and the actual realisation by Hautmann-Kiss are shown. The project is analysed in terms of its urban context, development, construction method, floor plan solutions and the materials used, including the design and importance of the park.
In addition, the origins of the ”residential park” housing model and the fascination they depict are explored in order to identify recurring design features and disparities. In addition, the architect’s work is contextualised in the building history of the large residential buildings of the 1960s and 1970s and compared with projects by Austrian and international architects in terms of urban planning, typology, function and social aspects. In this way, characteristics of successful architecture are shown and the topicality and relevance of this typology today is determined.
The aim of the work is to recognise the decisive qualities and mechanisms of the residential park through which a sustainably stimulating social living environment can be created. An awareness for future action in architecture with regard to public and private space should be created and the importance of social infrastructure in the immediate living environment is to be emphasised. The example of Klara Hautmann-Kiss is used to demonstrate the role that architects play in shaping our living environment.