Ephemere Kunst im musealen Spannungsfeld-von Kunst und Architektur am Beispiel des Kunsthauses Bregenz

Ephemere Kunst im musealen Spannungsfeld-von Kunst und Architektur am Beispiel des Kunsthauses Bregenz

Anlässlich der Eröffnungsausstellung des Kunsthauses Bregenz (KUB) im Jahr 1997 hinterließ der amerikanische Künstler James Turrell mit seiner Fassadeninstallation am Ausstellungsgebäude einen bleibenden Eindruck. Seither verwirklichen Künstlerinnen und Künstler immer wieder direkt an der Außenfassade des KUB temporäre Installationen und lassen dadurch den umliegenden städtischen Raum in unterschiedlichsten Stimmungsbildern erscheinen. Diese individuelle Symbiose von zeitgenössischer Kunst und Architekturfassade bringt ein beeindruckendes Phänomen zum Vorschein: Die Fassade hat nicht mehr allein die Funktion einer architektonischen Hülle inne – sie fungiert gleichsam als eine Art Projektionsfläche für vielfältige Installationen unterschiedlichster künstlerischer Medien. Dadurch wird die Glasfassade als solche Teil eines ephemeren Kunstwerkes. Das KUB, eine viel zitierte Architekturikone, das selbst als Kunstwerk verstanden wird, erlangt aus architektonischer Sicht in diesem temporären Zusammenspiel eine herausragende Bedeutung: Durch diese Form der Fassadengestaltung bekommt das Ausstellungsgebäude eine zusätzliche Bedeutung, einen Mehrwert oder gar eine Transformation für kurze Zeit, die Gegenstand dieser Dissertation ist.

Die vorliegende Arbeit begann mit der Studie der Fassadeninteraktionen am Ausstellungsgebäude des KUB und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer Untersuchung des ephemeren Zusammenspiels zwischen Gebäudefassaden und Kunst im Allgemeinen. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Bedeutung dieser Symbiose innerhalb der zeitgenössischen Kunst und der Architekturtheorie des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts. Beide Bereiche werden hierbei nicht isoliert, sondern miteinander, als ein neues Ganzes, betrachtet. Zudem wird der Wert der KUB-Fassaden-Arbeiten für Künstlerinnen und Künstler und die Kunstinstitution, ihre Position innerhalb von Künstleroeuvres und zeitgenössischem Geschehen in Kunst und Architektur sowie ihre Wirkung im öffentlichen Raum analysiert. Untersucht wird ferner, ob diese Interventionen die Akzeptanz für zeitgenössische Kunst erhöhen und den Diskurs mit der Bevölkerung fördern.

Diese Arbeit verfolgt nicht den Anspruch, eine Monografie über das KUB oder eine historische Darstellung über Architekturfassaden, Ausstellungsbauten und Fassadenkunst vorzulegen, vielmehr nähert sie sich diesem komplexen Thema aus architektonischer Sicht und versucht, die Interaktionen zwischen der Fassade und der ephemeren Kunst aus unterschiedlichen Perspektiven offenzulegen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den künstlerischen Arbeiten am KUB.

Festzuhalten ist, dass dieses Thema bislang kaum wissenschaftlich erforscht wurde. Deshalb war es nötig, grundlegende Recherchen vorzunehmen. Dazu zählen, neben der Dokumentation aller bis September 2015 realisierten Fassadeninstallationen am KUB, Interviews mit den ausführenden Künstlerinnen und Künstlern, Politikern, Kunstverantwortlichen sowie mit dem Architekten Peter Zumthor. Ausgehend davon erfolgte die Struktur der Arbeit nach klassischen Kriterien. So werden im ersten Teil das Kunsthaus als Institution und Bautyp, die Fassade als eigener Bauteil, Möglichkeiten und Arten der Fassadeninteraktionen und ihre Ausstrahlung in den umliegenden öffentlichen Raum diskutiert. Der Vergleich mit weiteren temporären Fassadeninteraktionen in der österreichischen Ausstellungslandschaft ergänzt diesen methodischen Ansatz. Im zweiten Teil der Arbeit werden das KUB selbst, die Eigenschaften und Besonderheiten seiner Fassade sowie die Fassadeninstallationen im Detail behandelt. Ein Katalog der einzelnen Interventionen, ihre Beschreibung und Wertung sowie ihre Verortung im Oeuvre der einzelnen Kunstschaffenden schließen die Arbeit ab.

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