Der Akt als emanzipatorisches Darstellungsmotiv von Künstlerinnen in Wien um 1900 – Körper- und Geschlechterkonstruktionen

Der Akt als emanzipatorisches Darstellungsmotiv von Künstlerinnen in Wien um 1900 – Körper- und Geschlechterkonstruktionen

Der Akt als emanzipatorisches Darstellungsmotiv von Künstlerinnen in Wien um 1900 – Körper- und Geschlechterkonstruktionen

In Wien um 1900 entstehen erstmals vermehrt, von Künstlerinnen gefertigte Aktdarstellungen, ein Motiv, das bis dahin fast ausschließlich von Männern thematisiert wurde. Lange wählten Frauen vor allem Themen wie Naturlandschaften, Portraits und Stillleben, welche als „weiblich“ erachtet und gesellschaftlich akzeptiert wurden. Die Ausbildungsmöglichkeiten waren nicht dieselben für Frauen wie für Männer. So waren Frauen zum Beispiel bis in die 1920er Jahre nicht zum Aktunterricht an der Akademie zugelassen. Trotz aller Widerstände ließen sich Künstlerinnen wie beispielsweise Teresa Feodorowna Ries, Ilse Twardowski-Conrat, Elena Luksch-Makowsky, Broncia Koller-Pinell, Elza Kövesházi-Kalmár und Helene Funke dennoch nicht davon abhalten Akte darzustellen. Sie malten im Privaten oder wichen auf Studien im Ausland aus. Die Akte der österreichischen Künstlerinnen wurden vereinzelt sogar in wichtigen Ausstellungshäusern wie der Secession, dem Künstlerhaus und dem Hagenbund ausgestellt, und manche wurden in weiterer Folge von männlichen Kollegen rezipiert.
In dieser Arbeit sollen die Aktdarstellungen der genannten Künstlerinnen in Hinblick auf die weibliche Sicht des Nackten und die Darstellung des eigenen Geschlechts zur damaligen Zeit untersucht werden, und es soll erforscht werden, inwieweit diese damit eine Gegenposition zu den Akten der männlichen Künstlerkollegen und den bis dahin gängigen Wahrnehmungs-mustern des weiblichen Körpers darstellen.
Um dieser zentralen Forschungsfrage nachzugehen, soll in einem ersten Schritt auf das sozialhistorische Umfeld der Künstlerinnen in Wien um 1900 eingegangen werden. Die Einbettung in den sozialhistorischen Kontext dient als Einleitung und Verortung der jeweiligen Werke und soll auf die geschlechtsspezifische Ausgangslage der Künstlerinnen im Vergleich zu jener der männlichen Kollegen aufmerksam machen. Ausgehend davon sollen ausgesuchte Werke der Künstlerinnen mittels einer klassischen Werkanalyse analysiert und in weiterer Folge hinsichtlich Körper- und Geschlechterkonstruktionen kritisch ausgewertet werden, sowie auf ihre Resonanz und Rezeption in ihrer Zeit untersucht werden.

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