Der Raum im Lern-Cluster

Der Raum im Lern-Cluster

Der Raum im Lern-Cluster

Die Entgrenzung der Lernumgebung

Gegenwärtig vollzieht sich im globalen Schul-Diskurs in unterschiedlichem Tempo und basierend auf mehr oder weniger weit fortgeschrittenen neuen Bildungskonzepten ein pädagogischer Paradigmenwechsel. Individuelle Förderung und Inklusion, aktivierende Lern- und Lehrformen, Rhythmisierung des Unterrichts und Ganztagsschule markieren den Wandel. Von der separierenden zur inklusiven Schule und von der geschlossenen zur offenen Lernumgebung. Die traditionelle, belehrende Schule wird weitgehend zur ganzheitlich lernenden Bildungseinrichtung, in der die bloße Reproduktion, die Spiegelung von Vorhandenem durch aktive Konstruktion und Teilhabe des Lernenden verdrängt wird. Der Schlüsselbegriff für die Gestaltung zukünftiger Schulen kann demnach simplifiziert als “Können” statt “Wissen” definiert werden, mit der Fähigkeit des aktiven Erwerbs und Umgangs mit Wissen: eigenständige Beschaffung von Informationen, zielgerichtete und angemessene Verwendung von Informationen für Problemlösungen sowie selbstständige, kritische Arbeitsprozesse und -ergebnisse.

Mit der Entwicklung der Schule zum Lern- und Lebensort erweitert sich die tägliche Leistungsfähigkeit einer Bildungseinrichtung und erfordert somit auch räumlich adaptierte (Gestaltungs-) Konzepte. Die bisherige Betrachtungsweise eines monofunktionalen Zweckgebäudes „Ein Raum eine Funktion” ist demnach nicht zeitgemäß und widerspricht den Anforderungen inklusiver und vielfältiger Lernformen, deren Praxis in Zukunft unumgänglich sein wird. Das Wechselspiel von individuellem und gemeinschaftlichem Lernen erfordert unterschiedliche Lernsituationen und vielfältige flexible Raumformationen, die zu einer Entgrenzung des Raumes führen. Das klassische Klassenzimmer kann demnach der Notwendigkeit eines wandelbaren Aktions- und Inklusionsraums nicht mehr nachkommen.

In der folgenden Arbeit soll in Anbetracht der Entwicklung neuer Lern- und Lehrformen, sowohl im nationalen als auch internationalen Kontext, der Raum im Lerncluster untersucht werden. Welche Bedeutung und Wichtigkeit wird den Unterrichts- bzw. Inputräumen, Differenzierungs- und Rückzugsbereichen und Aufenthaltsflächen zugesprochen, um schlussendlich für mehrere Klassen oder Lerngruppen sowie differenzierte pädagogische Ansätze teilautonome Einheiten darstellen zu können, die die Individualisierung und Heterogenität in der Gruppe fördern. Dabei gilt es kritisch zu hinterfragen, ob mit den derzeit neuen räumlichen Lösungen eines Cluster mit gemeinsamer Mitte eine neue Innovation angestoßen wird oder weiterhin versucht wird, mit noch möglichst nahe am bisherigen, zumindest in mitteleuropäischen Kreisen verbreiteten Klassenraum-Flur-Modell ausgerichteten Strukturen, an erprobten Konzepten festzuhalten. Welche Bedeutung und Relevanz haben die bereits in den späten 1960er und 1970er Jahren international umgesetzten, radikalen Ansätze eines komplett offenen Raumkonzeptes und welche Rolle spielt das im lokalen Kontext durch die Stadt Wien initiierte Campus (Plus) Modell, in Fragen der individuellen und inklusiven Schule von morgen?

veröffentlicht: